1995 1995 Aostatal Alta via Nr.2



Jürgen
Heiko
Steffen
Karsten
Sept.95 Bilder
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Anreise und Treffen in Stuttgart, Ausrüstung verteilen , Steigeisen und Klettergurte einstellen


1. Start in La Thule 1441m im Aostatal, vorbei an den Rutorfällen, Aufstieg zum Rifugio Deffeyes 2484m.An der Hütte angekommen, es schaute ein gut gebräunter Küchenmitarbeiter heraus, ich war wohlgestimmt. Doch statt Speis und Trank brachte der Wüstensohn nur Verdruss und Gram! Auf dieser Hütte herrschte Lebensmittelknappheit oder Faulheit, der wollte uns weg schicken, nach einigem Verhandeln konnten wir dann doch übernachten und ein karges Mahl zu uns nehmen!


2. über den Rutor Gletscher zum Col de Rutor 3373m, einigen ist an dieser Stelle schon die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Es geht zu den Grundmauern des ehemaligen Rifugio Scavarda 2912m - kein Ausschank - dafür aber großer Hunger, nun wird die Gruppe von Schneebändern geteilt, Jürgen nutzt die 300 Höhenmeter zur "Skiabfahrt" , die anderen steigen halt ab. Arp Vieille 2200m, von da gehen beide Gruppen unterschiedliche Wege. Die Skifahrerfraktion geht laut Karte den unmarkierten, teilweise weglosen Weg zum Südufer des Lago di Beauregard 1710m um in einer Bar des Ortes Useleres sich mit köstlichen Spaghetti zu stärken und auf die Nichtskifahrer zu warten. Nach einer Stunde des Wartens beschließt er schon zur Hütte Rif. Mario Bezzi 2285m aufzusteigen und Quartier bestellen. Die Nichtskifahrer folgen von Arp Vieille dem Weg zum Lago di Beauregard (leider führte der Weg zur Staumauer, dem Nordufer). Mit schnellen Schritt gelang es jedoch diesen Fehler (5 km Umweg) wettzumachen - ohne Einkehr. Nun am Südufer angekommen, gab es die Überlegung, ob man erst in einem Feuerritual das Bergseil (6 Kg trocken) anbrennen sollte oder doch zur Hütte geht. Da die Nacht nahte, Hunger,Erschöpfung,Unwohlsein da waren, schickte man sich an, gegen Ermüdung und halbwilde Tiere zu kämpfen und die zwei Stunden bergan zu gehen. Es dunkelt schon. Auf der Hütte gibt es ein opulentes 5 Gänge Menu. Für diejenigen, deren Körper noch zu schwach zum Essen war, nur eine Augenweide. Als zweiten Nachtisch gab es Eis, welches erstaunlicherweise sogar unsere vom Schüttelfrost gepeinigten Essen konnten.


3. über den Col Bassac Dere 3082m, Heiko und Jürgen gehen zum Becca della Traversiere nord 3191m, zum Rif. Benevolo 2285m, ein Tag zur Erholung


4. über den Col Rosset 3023m, es ist kalt, aber das Licht vieler kleiner Seen blinkt unbeschreiblich schön in der Sonne. Zum Rif. Savoia 2532m (bekannt für gute Pasta). Leider haben sich Karsten und Jürgen beim fotografieren und ratschen verlaufen. Die sind in der 70 Hm höher gelegenen Hütte Rif. Cita di Chvasso angekommen und haben sich mit Alpinisti’s angefreundet, es gibt WEIN! Ihnen ist dann nach langen Abschied mit den Alpinisti der Abstieg zum Rif. Savoia gelungen.


5. wir folgen dem Piano del Nivolet, auf dem Weg lassen sich herrliche Murmeltieraufnahmen machen, nach Pont 1960m, von da hinauf zum Rifugio Vittorio Emanuele II 2732m, da Starten dann Wegerkundungen für den großen Tag!


6. Gipfeltag: 4 Uhr morgens - Heiko versucht Jürgen zu wecken (dazu fast er ihm auf den Bauch). Der sich im Tiefschlaf befindende Jürgen muss sich wohl von wilden Tieren angegriffen fühlen, denn er schlägt zur Abwehr den gefürchteten Alpenquieker an ...!!! Ab diesen Moment herrscht in der Hütte reges Treiben, auch die, die nicht 4 Uhr aufstehen wollten, können nun getrost ihr Tagwerk beginnen, schlafen kann nun keiner mehr. Heiko und Jürgen machen sich über den Ghiacciaio del Gran Paradiso auf zum Gipfel Gran Paradiso 4061m. Die letzten 30 Hm hatten es aufgrund vom vereisten Fels noch mal in sich! Karsten und Steffen frühstücken derweil, an den anderen Tischen wird noch immer über die unheimlichen, ja grusligen Schreie des frühen Morgens gerätselt. Danach gehts über Montagne Laveciau 2456m zum Rif. F. Chabod 2750m. Heiko und Jürgen wollen beim Abstieg vom Grand Paradiso noch nicht so recht auf den spaltenreichen Ghiacciaio di Laveciau, deshalb suchen sie die Moräne mit dem Punkt Schiana d’ Asino. Bald erwies sich der Abstieg auf dieser Moräne als sehr schwierig. Auf den Laveciau Gletscher sind sie auf Grund der zugrossen Randkluft nicht gekommen. Also die bröslige Moräne abklettern bis die Randkluft überwindbar wird. Irgendwann war es so weit und sie konnten den Laveciau Gletscher betreten - das Problem mit den vielen Spalten und nicht sehr mächtigen Schneebrücken ist dafür erhalten geblieben. Trotz aller Widrigkeiten war der Tag ein Erfolg - wie alle auf der Chabod Hütte bei einem Bier zu erzählen wussten.


7. ein Nichtvegetarier hat vom vielen Fleischessen einen dicken, schmerzenden Zeh bekommen (Gicht?). Es gelingt ihm, seine Wanderstöcke wie orthopädische Krücken zu nutzen. Diese bemitleidenswerte Art der Fortbewegung erinnerte an einen bekannten Piraten. Fortan nannten wir unseren Kameraden „Käpt'n Flint“. Mit ihm konnten wir natürlich nur auf den kürzesten Weg ins Tal gehen, entlang dem T. Costa Savolere über Alp. Pravieux 1871m im Val Savarenche. Es beginnt leicht zu regnen, wir müssen auf der Straße vor nach Maisonnasse 1632m. Von da mit dem Bus nach Arviier,mit dem nächsten Bus nach Pre St. Didier, ab da mit dem Taxi nach La Thuile zum Auto. Übernachtung in einem Hotel in Pre St. Didier. Der Regen hatte sich ausgeweitet, Wassermassen brachten den Dora di Verney in der nähe des Hotels ordentlich zum Tosen.


Rückfahrt nach Stuttgart